Eine immense Spannweite  

 

Klezmer - jazz - Abend mit dem Trio "Ost-West Inspiration" im Circolo

 

Ein besonderer Charme und eine transparente Feinsinnigkeit kennzeichnete den Klezmer - Jazz - Abend mit dem Trio Witek Kornacki, den der Verein Jazz in Olten unter dem Motto „Ost-West Inspiration“  im Circolo veranstaltet hat.

Das Konglomerat von östlicher Folklore, Jazzelementen und dem ausschlaggebenden Stilmittel der jüdischen Klezmermusik lebte aus dem sensiblen und witzigen Dialog der Individuen.

Hans R Fröhlich

Die vom jüdischen Kulturgut getragene Klezmermusik ist in letzter Zeit in unseren Breiten vermehrt ins Rampenlicht gekommen und bei vielen Jazzfans expressis verbis bis anhin kein Begriff gewesen. Die besondere Spielweise vor allem der Klarinette und der verwandten Saxophone, mit den bezeichnenden Glissandi und der verschiedenen Trillerfiguren, ist dem Liebhaber und Kenner des Jazz keineswegs völlig fremd und in den Ansätzen als eines der eher ausgefallenen Jazzelemente begriffen worden.

Die schnalzend knallig angesprochenen Töne in Verbindung mit den über größere Tonschritte gezogenen Glissandi verbinden ein parodistisch anmutendes "Stottern" mit einem betont weichen Gemütsausdruck. Damit wird dem Musiker auf der Grundlage der Improvisation mit den an Singen, Weinen und Lachen genäherten  Klangformen eine große Spannweite des persönlichen Ausdrucks stets mit parodistischem Unterton ermöglicht, der in seiner unkonventionellen und frivolen Art in der westlichen Musik erst über den Jazz breit Fuß gefasst hat.

Ursprünglich entstand die so genannte Klezmermusik im osteuropäischen Raum, wohl auch unter westlichen Einflüssen. Dabei dienen vorwiegend polnische, russische und jiddische Volksweisen als Grundlage für Improvisationen und Arrangements. In den USA kamen diese Elemente bereits auch in den weißen Jazzbands der zwanziger und dreißiger Jahre mit Ted Lewis, Pee Wee Hunts 12 Street Rag und vielen anderen zum Tragen. So gesehen kommen im Klezmerjazz dieselben Elemente von zwei Seiten her zusammen.

 Fließender Wechsel der Stilmittel

Als einmalige Besonderheit des Trios Witek Kornacki kann der fließende Wechsel von modernen Freejazzelementen mit östlichen Volksmusikformen mit dem Stilmittel der Klezmertechnik bezeichnet werden. Der Werdegang des Klarinettisten und Saxophonisten Witek Kornacki fand einen ersten Abschluss mit dem Diplom für Klarinette am Konservatorium Danzig. Von der jiddischen Musik geprägt, führte ihn eine langjährige Auseinandersetzung mit östlichen Volksweisen in verschiedene Formationen, Begleitung von Theaterproduktionen und Beiträgen bei Radio DRS.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Lehrdiploms für Klavier absolvierte der Pianist Felix Huber einen 7-monatigen Studienaufenthalt am Berklee College of Music in Boston USA. Auf Grund seiner vielseitigen Tätigkeiten als Pianist und Komponist samt Radioaufnahmen kam er auch in den Genuss eines Werkjahrpreises des Kuratoriums des Kantons Solothurn.

 Die beiden Musiker pflegen diese Art Musik seit sieben Jahren und erweitern das Klangbild wenn immer möglich mit dem polnischen Bassisten Lech Wieleba zum Trio. Seit Jahren gibt er  in ganz Europa Konzerte und arbeitete auch mit Andre Heller zusammen. In den verschiedenen  polnischen und russischen Volksweisen und eigenen Kompositionen von Felix Huber verstanden es die drei meisterhaft, eine faszinierende Dynamik zu entwickeln zwischen swingendem  Jazz, verspielten Klaviercodas und den facettenreichen Ausdrucksformen von Klarinette, Sopran und Baritonsax. Der vor einem Bein auf das andere tanzende Kornacki beherrschte eine ganze Palette von mit Charme und Schalk durchwirkten musikalischen Ausdrucksformen bis zu kaum wahrnehmbaren Pianissimi, welche eine gewisse theatralische Wirkung nicht verfehlten.